Jenseits von Kewel

Europawahl - Bruchköbel wählte im Trend

AfD gewann überdurchschnittlich dazu - Von Jürgen Dick

(Bruchköbel/jgd) - Auch im kleinen Bruchköbel haben sich am Sonntag bei den Europawahlen Ergebnisse eingestellt, die den Trend im gesamten Deutschland widerspiegeln. Allerdings ergaben sich bei einzelnen Parteien merklich stärkere Ausschläge als im Bund. Die CDU-Verluste gegenüber der Wahl 2009 fielen in Bruchköbel deutlich aus: Das Minus von 6,4% liegt deutlich über den 2,5% Verlusten im Bund. Die SPD gewann im Bund 6,5% hinzu, in Bruchköbel aber sogar 8,4% - allerdings hatte die SPD im Jahr 2009 einen absoluten Tiefpunkt bei den Europawahlen hinnehmen müssen. Richtig unter die Räder gekommen ist die FDP - die glorreichen Zeiten der vor 5 Jahren sensationellen 16,2% in Bruchköbel sind dahin, man blieb nun bei 4,2% stehen. Man könnte also vermuten, dass auch die Bruchköbeler inzwischen aus irgendeinem Grund weniger liberal eingestellt sind, als noch vor fünf Jahren. Woran das wohl liegen mag? Viele der FDP-Stimmen dürften, wie im Bund so auch hier, zur AfD gewandert sein, die in Bruchköbel aus dem Stand heraus auf 11,6% kam - dies übrigens, ohne dass diese Partei in Bruchköbel überhaupt einen Ortsverband betreiben würde. Die "Freien Wähler" wiederum, denen sich der hiesige BBB verbunden fühlt, stürzten von bereits mageren 0,9% auf nur noch marginal sichtbare 0,7% ab. Wie im Bund, so zeigt aber auch das das Bruchköbeler Wahlergebnis ein paar Kuriositäten: Die Bruchköbeler steigerten den Anteil der Tierschutzpartei auf 1,5%! Sie sind sogar um 25% tierlieber als der Rest der Republik. Seit 2009 sind sie sogar um 50% tierlieber geworden. Will man hier kommunalpolitische Gründe suchen, dann haben hier womöglich die jüngsten hiesigen Aufregungen um den Hundeleinenzwang eine Auswirkung gezeitigt. Aber dies kann natürlich nur politische Spekulation sein.

Lässt sich aber denn aus der Europawahl überhaupt ein Schluss auf hiesige lokale Verhältnisse ziehen? Man kann immerhin erkennen, dass die Wahlergebnisse der etablierten Parteien CDU, SPD, und FDP sehr ähnlich denen sind, die bei der letzten Kommunalwahl zustandegekommen sind. Diese Parteien konnten also offenbar ihre Basis mobilisieren. Aber mehr eben auch nicht. Das gilt auch für die Grünen. Die AfD wiederum konnte wohl einen verbleibenden Protestwählerstamm auf sich vereinigen. Bei Kommunalwahlen könnten das Stimmen sein, die dann wieder vornehmlich dem BBB zufließen. Aber als Gradmesser für die hiesigen Verhältnisse taugen auch solche Zahlen nur bedingt. Wenngleich man feststellen kann, dass die Wahlbeteiligung bei der Europawahl mit 42,1% gar nicht weit entfernt gewesen ist von hiesigen lokalen Verhältnissen. 2011 gingen auch nur 49,9% zur Wahl. Wagt man also bereits jetzt einen Ausblick auf die Kommunalwahlen in 2 Jahren, dann wird es gerade für die etablierten Parteien darauf ankommen, ihre Wähler zu mobilisieren. Dafür werden sie zündende Themen, sprich, überzeugende Erfolgsgeschichten benötigen.

Eine Bruchköbelerin im Bundestag

Dr. Katja Leikert am Ziel

(Bruchköbel/jgd) – Große Freude in der Bruchköbeler CDU: Mit der Erststimmensiegerin Dr. Katja Leikert zieht eine leibhaftige Bürgerin der Stadt Bruchköbel in den Bundestag ein. Leikert habe mit ihren 51,4% in der Stadt Bruchköbel das beste Ergebnis aller Kommunen des ganzen Wahlkreises geholt, mit großem Abstand vor dem SPD-Kandidaten Dr. Sascha Raabe (32,6%), so betont man in der CDU. Dr. Katja Leikert war quasi als Seiteneinsteigerin zur CDU-Kandidatin des Wahlkreises Hanau-180 ernannt worden. Die gelernte Politologin gilt als Entdeckung des CDU-Kreisvorsitzenden Peter Tauber, der auf Leikert im Berliner Politikbetrieb aufmerksam geworden war, als diese dort ein Praktikum absolvierte. In einem äußerst fleißigen, auf kontinuierliche Medienpräsenz getrimmten Wahlkampf, in dem sie auf Polarisierungen und Angriffe auf den politischen Gegner weitestgehend verzichtete, verschaffte sich Katja Leikert in kürzester Zeit einen maximalen Bekanntheitsgrad. Legendär wird wohl für immer das Wahlkampfmotto bleiben, welches sie im späten Frühjahr ins Zentrum ihrer Kampagne stellte: „Einen schönen Sommer wünscht Dr. Katja Leikert“. Die verdutzte Konkurrenz ließ dieser vordergründig unpolitische Leitspruch offenbar so nachhaltig verstummen, dass es die politischen Beobachter während der ganzen Wahlkampfzeit schwer hatten, überhaupt ausfindig zu machen, wo Leikert und ihr direkter Kontrahent Raabe miteinander je in den direkten politischen Schlagabtausch geraten wären. Raabe suchte sich die politische Aufmerksamkeit dann bekanntlich auf anderer Bühne: sein vielfach photographisch dokumentierter„Stinkefinger“ während einer Hanauer NPD-Wahlkundgebung hat wohl ebenfalls das Zeug zur lokalpolitischen Legende. Raabe schaffte den Sprung in den Bundestag immerhin noch über einen Listenplatz.

Erlensee ist Stadt

Erfolg für die Bürger und auch den Bürgermeister

Erlensee – Bis hin zur Herausgabe der eigens gestalteten Sonderbriefmarke mit Sonderstempel und Umschlag war der große Tag penibel vorbereitet worden: Erlensee erhielt am vergangenen Freitag die Stadtrechte. Das historische Ereignis begingen die Erlenseer mit einer großen, dreitägigen Feier im Zentrum ihrer Stadt, die am Freitag mit dem obligatorischen Bierfaßanstich und der Übergabe der Stadtrechtsurkunde ihren gebührenden Anfang nahm. Bürgermeister Stefan Erb hielt vor den bereits dicht besetzten Bankreihen –rund 1000 Menschen wollten der historischen Stunde der Stadtrechtsübergabe beiwohnen– eine Ansprache mit vielen Dankesworten an die zahlreich erschienen Gäste, darunter politische Prominenz aus dem Kreis, dem Land und den umgebenden Städten und Gemeinden.

Vor allem galt Erbs Dank aber den Erlenseern selbst, besonders den vielen ehrenamtlich tätigen Bürgern, und seinen Mitarbeitern im Rathaus. Sie alle, so betonte Erb, hätten Erlensee in den vergangenen Jahren wachsen und gedeihen lassen und auf eine denkwürdige Erfolgsspur gebracht.

Kurz nach 17 Uhr traf dann Innenminister Boris Rhein ein, die Urkunde im Gepäck. Er musste beim Gang auf die Bühne zunächst noch durch ein Spalier ihm entgegengehaltener Schilder „gegen Fluglärm“ hindurch, hielt dann aber eine dem Anlaß angemessene, pointierte Rede auf die Fortschritte, die Erlensee in den vergangenen Jahren erzielt hat. Starkes Wachstum durch den Zuzug vieler Neubürger in den Neubaubieten, Gewerbeansiedlungen, eine guten Infrastruktur mit allen notwendigen Einkaufsmöglichkeiten, dazu eine Schule nahe am Stadtzentrum, intakte Sportstätten mit einem Hallenbad – Erlensee habe zuletzt allen Grund gehabt, sich um die Erlangung der Stadtrechte zu bemühen.

Der Innenminister zückte dann um Punkt 17:48 Uhr die Urkunde und überreichte sie unter dem tosenden Applaus der Gäste an Bürgermeister Stefan Erb. Für Erb selbst stellt die Stadtrechteverleihung sicherlich die besondere Anerkennung einer Erfolgsstory dar. Expansion, Außenbild und Außenwirkung der früheren Dörfer Langendiebach und Rückingen, die sich bereits 1970 zur Gemeinde „Erlensee“ formiert hatten, sind in den letzten Jahren mit Nachdruck gepflegt und weiterentwickelt worden. Ein besonderer Erfolg war dabei die Entwicklung des Gewerbegebietes entlang der A45, wo sich inzwischen namhafte große Unternehmen niedergelassen haben und wo die Chance ergriffen worden ist, mit einem Autohof echte Kapitalzuflüsse von außerhalb zu verwirklichen. Auch hatte man beherzt die Sanierung des in die Jahre gekommenen Hallenbades angepackt und bietet den Bürgern heute eines der modernsten Bäder im Umkreis an.

Und Stefan Erb war am Tag der Stadtrechteverleihung auch außerhalb der Bühne der „Mann des Tages“. Das Rathaus hielt man am späten Nachmittag noch geöffnet; die freundlichen Verwaltungsmitarbeiter, erkennbar an ihren stolz zur Schau getragenen schicken Erkennungskärtchen am Revers, gaben jedermann bereitwillig Auskunft - und Erb selbst ist ganz offensichtlich ein Bürgermeister, der „mittendrin“ steht. Stets in Reichweite seiner diensteifrigen Mitarbeiter, erteilte er hier noch Ratschläge an diese Mitarbeiterin, dort noch an jenen Fragenden, riskierte zwischendurch noch einen kundigen Blick in irgendeine ihm hingehaltene Akte, dann wieder ein kurzes intensives Vieraugengespräch - mitten im Stress immer noch mit einem offenen Ohr für die letzten zu klärenden kleinen Notwendigkeiten, haben die Erlenseer offenbar einen Bürgermeister, der ihnen nahe ist, der einer von ihnen ist. Als Boris Rhein endlich eintraf, waltete Erb dann auf der Bühne seines Amtes – sachlich und bescheiden, würdevoll ohne übertriebenen Pathos. Der Entgegennahme der Stadtrechtsurkunde folgte am Ende die feierliche Enthüllung des neuen Logos der Stadt Erlensee. Die Erlenseer werden die Feier ihrer Stadtrechte in angenehmer Erinnerung behalten.

(Archivtext. Veröffentlicht im "Bruchköbeler Kurier" vom 3.5.2012)

Besichtigung einer Biogasanlage

Von Jürgen Dick

Bruchköbel – Der Ort „Wixhausen“ ist derzeit in Bruchköbel, im Rahmen der Auseinandersetzungen um die Rossdorfer Biogasanlage, ein Begriff. Denn dort, bei Darmstadt, 45 Autominuten von Bruchköbel gelegen, ist seit einem Jahr eine Biogasanlage in Betrieb, die immer wieder als Referenz für das Rossdorfer Projekt angeführt wird. Befürworter rieten dazu, sich die Anlage anzusehen. Kritiker kamen inzwischen von dort zurück und sagten, es gebe in der Tat wahrnehmbaren Geruch. Grund also auch für den BK, der dortigen Anlage einmal einen Besuch abzustatten.

Bei sonnigem, leicht windigem Wetter wurde die Umgebung eingehend inspiziert. Das Gelände rund um die Anlage ist weiträumig eben. Vom äußersten Ortsrand Wixhausens wie auch von der benachbarten Erzhausener Wohngebietsgrenze her sind es jeweils runde 600-700 m, aber es gibt auch eine kürzere Distanz von rund 400 m zu einem Gewerbe-Mischgebiet südlich von Erzhausen. Dort befinden sich ebenfalls zahlreiche Wohnhäuser. Die Biogasanlage ist von beiden Ortsgrenzen aus zu sehen – es fallen vor allem die beiden Gärbehälter ins Auge.

Für Industriemaßstäbe sehen die ulkigen grünen Kuppeln im Gelände eher landschaftsverträglich aus. Die Anlage selbst macht einen modernen, aufgeräumten Eindruck. Sie besteht aus zwei Teilen: dem fussballfeldgroßen Lagerbereich für das Biogut, und dem Produktionsbereich mit den Gärbehältern und weiteren Installationen wie der vor sich hin schnarrenden Gasverdichtungsanlage. Das Biogut, welches das ganze Jahr über nach und nach in die Gärbehälter gelangt, liegt zum Schutz gegen Regen mit Planen abgedeckt zwischen Betonwänden. Das Material –v.a. Mais- wird in der Erntezeit herangefahren und gleich zu einer Art Granulat gehäckselt und vermischt.

Direkt an der Anlage riecht es ähnlich wie auf einem Bauernhof, und zwar von der offenen Stelle her, wo das gelagerte Material nach und nach abgestochen und entnommen wird. Etwa 150 m von der Anlage entfernt, in Ost- wie Westrichtung, konnte man an diesem Tag den Geruch nicht mehr wahrnehmen.

Um in Erfahrung zu bringen, wie es in den Wohngebieten um Gerüche steht, befragten wir Anwohner an den Ortsgrenzen des südlichen Wixhausen und des nördlichen Erzhausen – die Biogasanlage liegt mittig zwischen diesen beiden Orten. Margarethe D., die am nördlichen Ende Wixhausens wohnt, hat auf die Anlage freie Sicht. Von einer Geruchsbelästigung habe sie noch nie etwas bemerkt. Auch unter den Nachbarn sei dies kein Thema. In der Straße „Im Bachgrund“ im Süden Erzhausens ist Elke R. gerade auf ihrer Terrasse zugange. Sie antwortet auf die Frage nach Gerüchen spontan mit „Nein“. Wenn man näher dran gehe, dann wohl schon, aber „hier jedenfalls nicht“. Tochter Jule ergänzt, dass sie auf dem Schulweg entlang der nahen Kreisstraße schon mal etwas gerochen habe – was runde 200-300 m östlich der Anlage ist.

Im nahen Mischgebiet reagiert der Inhaber einer hier angesiedelten Baufirma auf unsere Frage nach Gerüchen eher befremdet – „nie was bemerkt“. Ingrid M. und Frank L., Herausgeber eines Lifestyle-Magazins, zeigen sich weniger wortkarg. „Hier riecht man überhaupt nichts“, lautet ihre Aussage unisono. Beim Tag der offenen Tür vor einem Jahr ist Frank L. vor Ort gewesen, da habe man natürlich Geruch bemerkt, aber hier „ist das kein Thema“. Auch Werner L., Inhaber des „Margaretenhof“, verneint die Frage nach Gerüchen. Bürgerproteste, so sagten alle Befragten, habe es nicht gegeben.

Die geschilderten Erfahrungen sind zwar nicht auf eine zukünftige Bruchköbeler Anlage zu übertragen, die wohl auch größer dimensioniert werden soll. Sie zeigen aber auch, dass man anderenorts mit Themen, die die Welt bewegen, gelassener umzugehen scheint.

(ARCHIV - veröff. im "Bruchköbeler Kurier" v. 20.5.09)

Das Versprechen

Es traf eine e-mail-Botschaft ein:

„Sehr geehrter Herr Dick,“, schrieb mir Julia S., nicht aus Bruchköbel, meiner Heimatstadt, „bei meiner Recherche im Internet bin ich auf Ihren Blog juergendick.twoday.net gestoßen. Sie schreiben sehr interessante Beiträge.“

Ich dachte: Ja. Endlich merkt einmal jemand etwas. Und: Genau das will der Mensch: Er will gesehen, beachtet, gelobt werden.

„Die große Themenvielfalt in Ihrem Blog ließ mich längere Zeit herumschmökern.“ Mir, dem Gelobten, wird es warm ums Herz. Ich rüste nun innerlich ab, mache mich bereit für den Empfang weiterer Streicheleinheiten. „Vielleicht haben Sie sich, oder Ihre Leser auch schon mal Gedanken über Zusatzversicherungen oder eine Altersvorsorge gemacht?“

Mein innerer Entspannungsprozess gerät unversehends ins Stocken. Aha. So also sieht modernes Marketing aus. Es paart sich neuerdings mit weiblicher Tücke. Den Zielkunden erst mit einer treffsicheren Schmeichelei aus seiner Deckung, praktisch aus seinem gesamten Charakterpanzer herauslocken - um ihm dann den Produkthinweis direkt ins weit geöffnete Herz hinein zu pflanzen!

Aber das ist noch nicht alles.

Julia S. versteht ihr Handwerk noch besser, als ich dachte. Sie überwindet meine sich wieder verfestigende Gefühlsbarriere erneut. Diesmal mit einem Versprechen: „Schauen Sie sich unsere Seite doch mal an. Wenn sie Ihnen gefällt, können Sie in Ihrem Blog einen kleinen Beitrag darüber veröffentlichen. Für Ihre Mühen würden wir uns natürlich mit einer Aufwandsentschädigung revanchieren.“

Ja, Julia S. kriegt es fertig. Sie hält mich an sich gefesselt. Ich lese weiter: „Für den Aufwand würden wir uns gerne mit einem Amazon-Gutschein im Wert von 30 Euro bedanken.“

Das ist er also. Der Raubtierkapitalismus. Zuckerbrot, Peitsche, Amazon-Gutschein. In dieser Reihenfolge. Das macht jeden schwach. Wir sind alle käuflich. Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles. Ich Armer. Ich ergebe mich in mein Schicksal. Ich werde diese Zeilen in meinen Blog setzen. Dann ist wieder Julia S. am Zug.

Gestehen muss ich, dass mich ihre Empfehlung der Seite http://www.versicherungsvergleich.org doch einige Zeit hat verbringen lassen in der Beschäftigung mit Versicherungsfragen. Man kann dort vergleichen, probieren, Ansprechpartner finden. Insofern hat Julia mich ein weiteres Mal gefesselt.

Ich glaube, sie versteht ihr Handwerk.

SPD beklagt Antragsklau

Diskussion um Standpunkt der Grünen

Bruchköbel – Nach der im Stadtparlament erfolgten Verabschiedung eines Antrages, mit dem vor der Erweiterung des Kraftwerks Staudinger die Durchführung eines Raumordnungs- und Umweltverträglichkeitsverfahrens gefordert wird, ergab sich kurzzeitig eine Irritation über die Position der Grünen. Der „Hanauer Anzeiger“ hatte festgestellt, daß die Grünen, sonst Vorkämpfer gegen klimaschädliches Kohlendioxid, dem Ausbau eines Kohlekraftwerks zugestimmt hätten. Daraufhin setzte es ein schnelles Dementi der Grünen und eine Erläuterung zum Abstimmungsverhalten. Klar sei, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen Harald Wenzel, daß seine Partei grundsätzlich gegen einen Ausbau des Kraftwerkes in Großkrotzenburg mit dem umweltfeindlichen Energieträger Kohle sei.

Als einen Schritt zur Verhinderung des Kraftwerksausbaues sehen die Grünen dabei den in der Sitzung beschlossenen Antrag, ein Raumordnungs- und Umweltverträglichkeitsverfahren durchzuführen. Im Verlaufe dieses Verfahrens würden die Auswirkungen eines Kraftwerksneubaues auf die Umgebung und die Umwelt viel genauer geprüft, als es bei dem bisher geplanten Verfahren der Fall sei.

Weil die Grünen darüber hinaus öffentlich „die wesentlich unkritischere Haltung der anderen in der Bruchköbeler Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien zum Bau eines Kohlekraftwerkes“ bedauert haben, schaltete sich nun der Fraktionssprecher der SPD, Perry von Wittich, ein. Es sei zwar löblich, so von Wittich, daß die Grünen für den Staudinger-Ausbau, den sie ja eigentlich ablehnten, schärfere Kriterien bezüglich Wirkungsgrad und Kohlendioxid-Emissionen verlangten. Es sei aber ohnehin zu erwarten, daß eine Betreiberfirma bei steigenden Energiepreisen eine neue Anlage auf die größtmögliche Effizienz auslegen werde. Wenn dieses Ziel erreicht werde, sei es also wahrscheinlich ohnehin den hohen Energiepreisen, und nicht so sehr den Bemühungen der Bruchköbeler Grünen zu verdanken.

Von Wittich betonte, daß die Diskussion im Stadtparlament überhaupt erst entstanden sei, weil es die SPD gewesen sei, die den Antrag zum Raumordnungsverfahren eingebracht habe. In der CDU/Grüne-Kooperation habe man daraufhin in hektischer Manier einen Gegenantrag formuliert, der inhaltlich gar nichts anderes darstelle, jedoch nun das Signum „CDU/Grüne“ trage. „Die Zuspätgekommenen“, so von Wittich, „haben unseren Antrag in der leicht durchschaubaren Absicht kopiert, um sich mit fremden Federn zu schmücken.“ Das sei, so von Wittich, ein fragwürdiger Stil, und man habe sich bereits in der Vergangenheit über ähnliche Vorfälle beklagt.

(veröff. im Bruchköbeler Kurier v. 13.7.07)

Mittelbuchen

Unser Nachbarort Mittelbuchen ist nach meiner unvollkommenen Beobachtung durch genau drei Ereignisse über seine Gemarkungsgrenzen hinaus bekannt geworden.

Das erste Ereignis besteht in der Errichtung der zahlreichen Krötentunnel und Krötenzäune, die vor vielen Jahren unter der von Wilhelmsbad nach Mittelbuchen führenden Landstraße verlegt worden sind. Solch auffällig unauffälligen Tierschutz sieht man anderswo selten, und ich finde, die so praktizierte Tierliebe ist etwas Besonderes, das hier auch einmal gewürdigt sein soll.

Das zweite Ereignis war das in den 60ern und 70ern in Mittelbuchen angesiedelte Kino, in das wir als Kinder Sonntags immer hineingepilgert sind. Als Alternative zu Hanau war Mittelbuchen für uns Bruchköbeler Kinder ein leicht mit dem Fahrrad erreichbares Ziel, und ich möchte gar behaupten, dass es Mittelbuchen seit jener Zeit nie mehr zu solch hoher Anziehungskraft für die jungen Bürger Bruchköbels gebracht hat, wie eben damals, als uns das Kino lockte. Wir schafften es meist sogar, uns auch in die Filme „ab 16“ hineinzuschmuggeln. In Mittelbuchen habe ich meinen ersten „Dracula“-Film gesehen, und „Godzilla“ und so manchen Italo-Western. So besehen, habe ich Mittelbuchen als einen ziemlich blutrünstigen Ort in Erinnerung, der er natürlich in Wirklichkeit gar nicht ist, wie jeder erkennen muss, der in den schönen Mittelbuchener Gässchen einen Spaziergang unternimmt.

Das dritte Ereignis war die Verwandlung des gutbürgerlichen Gasthauses „Krone“ in einen Szenetreffpunkt, zu Ende der 70er. Die „Krone“ hatte das knalligste Livemusik-Programm, das damals in der ganzen Gegend zu haben war. Dort haben wir die „Schröder Roadshow“, die „Straßenjungs“, das „Vorläufige Frankfurter Fronttheater“ und andere Meilensteine setzende Newcomer erlebt. Damals war wirklich was los in Mittelbuchen, sag ich Ihnen, und die Mittelbuchener haben wahrscheinlich erst viel zu spät verstanden, welch einzigartiger Ort ihre „Krone“ damals gewesen ist. Als es am schönsten war, hieß es plötzlich, dass die „Krone“ abgerissen werden muss, um einem Supermarkt zu weichen. Die enttäuschte Jugend besetzte daraufhin wochenlang das alte Gebäude, bis schließlich die Polizei dem Unternehmen ein Ende machte und der Abriss ordnungsgemäß durchgeführt werden konnte. Das war’s dann gewesen, mit der „Krone“.

Den Supermarkt im Ortsmittelpunkt gibt’s übrigens schon lange nicht mehr. Ganz ohne Abriss hat er irgendwann einfach von selbst zumachen müssen.

Und immer, wenn ich heutzutage dort vorbeikomme, beschleicht mich ein klein wenig trauriges Gefühl.

Aber nur ganz kurz.

Es geht weg, wenn man durch Mittelbuchen durch ist.

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