Unterwegs in Kewel

Der Elefant (II)

Nachdem an dieser Stelle vor einiger Zeit eine Legende aus dem Alltag der ehemaligen „Gulasch“ thematisiert worden ist, meldete man sich aus den Reihen des Bruchköbeler Geschichtsvereins mit interessanten weiteren Informationen.

Zum Einen ist wohl die Schilderung, der erfrorene Elefant sei damals, als er auf das Gelände des Abdeckereibetriebes gebracht wurde, noch einmal in tiefgefrorenem Zustand zum Stehen gebracht worden, nur so etwas wie Jägerlatein gewesen. Das sagen einerseits die Vereins-Nachforschungen, lässt sich aber auch andererseits der Aussage des Bruchköbeler Zeitzeugen Hans-Ludwig L. entnehmen, der sich ebenfalls noch an das Ereignis erinnert.

Gleichwohl muss das Eintreffen des Elefanten damals, Anfang der 60er, ein Aufsehen erregendes Ereignis gewesen sein. Das Tier stammte aus einem Zirkus, der in Dörnigheim sein Winterquartier aufgeschlagen hatte. Für den Transport des tonnenschweren Kadavers ist es damals zu einer deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit gekommen. Die Amerikaner hätten für das Verbringen des Tiers von Dörnigheim nach Bruchköbel eigens, nein, keinen Hubschrauber, aber immerhin einen Tieflader zur Verfügung gestellt.

In der Angelegenheit „Gulasch“ wird es übrigens, und das ist wirklich eine interessante Neuigkeit, zu einem historischen Rückblick in den Bruchköbeler Geschichtsheften des Geschichtsvereins kommen. Dort werde dann auch das Geheimnis gelüftet, warum der Abdeckereibetrieb den Namen „Gulasch“ erhalten hat.

Meine Hörensagen-Story vom „Gulasch“-Elefanten ist, wie ich hörte, mitten in die Recherchearbeiten der Leute vom Geschichtsverein hineingeplatzt. Die „Gulasch“ hätte letztes Jahr ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert. Als Bruchköbeler Betrieb hatte sie einen Einzugsbereich bis nach Aschaffenburg. Und das ganz ohne Stadtmarketing. Es kommt halt immer auf das Erkennen der richtigen Marktlücke an.

Schilderwald

Über Ostern, beim Joggen in unserem schönen Bruchköbeler Wald, fiel mir der versperrte Zugang zu einem kleinen Waldweg auf. Ein Dreiecks-Warnschild mit Totenkopf darauf verkündete ein Durchgangsverbot, und zwar wegen dort im Gange befindlicher Baumfällarbeiten.

In der Tat konnte man weiter hinten im Wald zahlreiche gefällte Bäume erkennen. Die Holzwirtschaft schien dort die Woche über in vollem Gange gewesen zu sein. Das akzeptiert man als Jogger natürlich verständig, es gibt schließlich noch genug andere Möglichkeiten, sich im Wald zu bewegen.

Etwas weiter südlich traf ich dann auf den entgegengesetzten Zugang zu besagtem kleinem Waldweg. Auch dieser Zugang war mit einem Schild versperrt, diesmal allerdings mit dem Hinweis auf die ab hier beginnende Wildruhezone, auf die verständlicherweise Rücksicht zu nehmen ist.

Ein und dasselbe kleine Waldstück also, von der einen Richtung her abgesperrt wegen Wildbrut („WILDRUHEZONE-BITTE NICHT BETRETEN“), von der anderen Seite her abgesperrt wegen kettensägenträchtiger Baumfällarbeiten („FORSTARBEITEN – LEBENSGEFAHR - BETRETEN VERBOTEN“).

Eine Zone und zwei Eingaenge

Und zwischen diesen beiden Zugängen rund 300 m eines Naturschutzwaldes, in dem Kettensägenlärm und Wildbrut offensichtlich ein friedliches Miteinander pflegen.

Die inneren Widersprüche des deutschen Schilderwaldwesens sind mir bislang vorrangig auf den Straßen und Autobahnen aufgestoßen. Dass es damit nun auch im Bruchköbeler Wald losgeht, ist ein Zeichen, das nicht unbedingt hoffnungsfroh stimmt.

JD

Der Elefant

So etwa bis zum Anfang der 70er gab es am Waldrand zwischen Bruchköbel und Erlensee die sogenannte „Gulasch“. So bezeichnete der Volksmund einen dort ansässigen Abdeckereibetrieb, in dem Tierkadaver verarbeitet wurden. Man roch die entsprechenden Aktivitäten bisweilen im Stadtgebiet.

Als Bub hatte ich die „Gulasch“ in Form einer Ermahnung kennengelernt: „Wannste net ruisch bist, kommste uff die Gulasch!“, etwa in dieser Form hatte ich zum ersten Mal von dieser seltsamen Einrichtung gehört; ich glaube, es war im Sportverein.

Ich habe während meiner Kindheit die Nähe der „Gulasch“ stets gemieden. Ich dachte vage, das ist eine Fabrik, wo freche Kinder, mit denen der Nikolaus nicht zurande gekommen ist, behandelt werden, bis sie wieder brav sind. Eine genauere Vorstellung hatte ich nicht. Manchmal hallen Kindeseindrücke lange nach.

Nun gut.

Jedenfalls bekam ich vor einiger Zeit eine seltsame Geschichte zu hören, von einem, der mir Stein und Bein versichert, die Wahrheit zu erzählen, denn die habe er von seinem Vater gehört, der es wissen müsse. Da sei, in einem harten Winter der frühen Sechziger, ein Zirkus durch die Gegend gekommen.

Wegen der bitterkalten Temperaturen sei diesem Zirkus der Elefant erfroren. Es habe nahegelegen, das Tier zur Bruchköbeler „Gulasch“ zu bringen, wo sodann der weitere Gang der Dinge seinen Lauf habe nehmen sollen.

Weil es aber so kalt gewesen und der Elefant nach und nach durch und durch gefroren sei, habe man sich den Spaß erlaubt und das tiefgefrorene Tier in die Senkrechte verbracht, sprich, auf die Beine gestellt, ausbalanciert, und auf diese Weise erreichen können, daß damals, Anfang der 60er, auf der Bruchköbeler Gemarkung einmal ein echter tiefgefrorener Elefant zu besichtigen gewesen sein soll.

Jedoch seien nach einiger Zeit, wohl mit steigenden Temperaturen, Mängel an der Stabilität der Konstruktion eingetreten. Der Elefant sei irgendwann zur Seite gekippt. Und weil die Füße noch festgefroren waren, habe der Elefant beim Umfallen die anhaftenden Gehwegplatten aus dem Boden gerissen.

Manchmal sind Geschichten so plastisch, da will man sie einfach glauben. Obwohl ich nicht sicher bin, ob die Geschichte so stimmt, wie sie mir erzählt wurde. Ich konnte sie bislang nicht durch einen Augenzeugen verifizieren. Aber immerhin habe ich inzwischen eine weitere Version ermitteln können. Diese müsste man einmal bei anderer Gelegenheit erörtern.

J. D.

Die Arche

Hatte ich kaum recht mitbekommen, daß die „Arche“, jenes kirchliche Gemeindehaus in der Varangeviller Straße, verkauft worden ist, so war ich nun doch etwas erstaunt darüber, daß das Gebäude mittlerweile schon gar nicht mehr existiert.

Wo die „Arche“ einst gestanden ist, gibt es derzeit nur noch leeres Gelände. Als ob ein Zahn gezogen worden wäre, klafft am ehemaligen Standort nunmehr nur noch eine Lücke. Die ist auch wohl bereits für ein neues Bauvorhaben eingeplant.

In der „Arche“ hat manche Vereins-, Geburtstags-, Familienfeier stattgefunden, und an manchem Abend hatte es sogar verhaltene Tanzmusik gesetzt, die, wie ich mich erinnere, allerdings nie zu laut hat sein dürfen (es hieß, die Nachbarn würden sich sonst beschweren). Nun ist sie also den Weg alles Irdischen gegangen, diese schmucke kirchliche Einrichtung, dieses gemütliche Haus.

Der Vorgang erinnerte mich an einen Bericht, den ich vor längerer Zeit gelesen habe. Wie heutzutage praktisch jedermann, so hieß es dort, müssen auch die Kirchen Kosten sparen, und das führt vielerorts nicht nur zum Verkauf einer gemütlichen Einrichtung wie zum Beispiel der „Arche“, sondern es geht sogar bis hin zum Verkauf ganzer Kirchen. Hier in unserer Nähe so geschehen etwa mit dem kleinen Kirchenzentrum in der „Hohen Tanne“. Selbst gestandene Atheisten, so war in dem besagten Bericht zu lesen, würden mittlerweile erschrecken über den Verlust tradierter Kulturwerte, wenn etwa eine Kirche in ein Café umfunktioniert oder sogar gleich ganz abgerissen wird, um „Sinnvollerem“ Platz zu verschaffen.

Kirchen haben es halt schwer, den Wert des „Produktes“, für das sie stehen, in Heller und Pfennig vorzurechnen. Die kalte Welt der Bilanzen ist da gnadenlos.

J. D.

Perspektivwechsel

Am Radweg zwischen Niederissigheim und Bruchköbel, dort wo er entlang des Krebsbaches verläuft, hatte mich immer die lange Reihe wunderschöner Pappeln fasziniert. Wenn man dort entlang spaziert ist, hat man das laute Rauschen dieser Bäume vernehmen können.

Das Rauschen von Pappeln ist besonders laut und für diese Bäume charakteristisch. Ich habe es zum Beispiel früher schon im Schwimmbad genossen. Man liegt darunter, und das beständige Rascheln lässt einen wegträumen, jedenfalls, wenn nicht gerade die Kinder vorbeikommen, um sich Geld für ein Eis herauszuhandeln. Es muss irgendwie mit der harten Konsistenz der Blätter zusammenhängen, dass das Rascheln der Baumkronen von Pappeln so eindringlich klingt.

Jedoch werden Pappeln schnell alterschwach. Deshalb gibt es die lange Pappelzeile zwischen Issigheim und dem östlichen Bruchköbel heute nicht mehr. Irgendwann muss jemand eine Risikoanalyse vorgenommen haben. Das hat dazu geführt, dass im ganzen Land ein allgemeines Fällen der Pappeln eingesetzt hat. So auch in Bruchköbel, und eben auch zwischen Issigheim und Bruchköbel. Als die Pappeln dann vor Jahresfrist fallen mussten, hatte mich zunächst ein heiliger Zorn gepackt. So schöne Bäume! Einfach weggesägt!

Natürlich war es auch ein unvernünftiger Zorn, denn weil das Lebensalter von Pappeln begrenzt ist, hat man natürlich damit rechnen müssen, dass irgendwann einmal der erste Baum zur Gefährdung wird. Was sein muss, muss eben sein.

Am Sonntag nun sind wir wieder mal an besagtem Weg entlang gelaufen, und ich konnte die interessante Erfahrung machen, dass Veränderungen mitunter auch interessante Perspektivwechsel mit sich bringen. Wenn man nämlich nun, ohne Sichtbehinderung durch die Pappeln, in Richtung Oberissigheim übers Land schaut, dann blickt man auf eine Gegend mit englisch anmutendem Charakter, mit sanft ansteigenden Hügeln, mit Feldern und Hecken.

Der Eindruck wird durch die dort grasenden braunen und schwarzen Rinder verstärkt, richtig kernige Tiere, wie man sie eben sonst in England zu sehen bekommt. Vielleicht war es ja auch das herbstlich-stürmische Wetter, das unseren „englischen“ Eindruck verstärkt hat. Jedenfalls haben wir die Pappeln gar nicht mehr vermisst. Der Blick war für Neues frei. Und übrigens, ich vermute mal, dass durch die Entfernung der Pappeln neuer Platz für unsere unendliche Bruchköbeler Hochzeitsallee freigeworden ist...

J. D.

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