Gesundheit

Rückkehrer aus Risikogebieten sollen Angehörige melden

Landrat Thorsten Stolz verschärft Gangart

MKK/Bruchköbel – Das Corona- Infektionsgeschehen ist während der letzten Wochen im Main-Kinzig-Kreis stark abgeflaut. Seit dem März, als die Pandemie in unserer Region ankam, wurden etwa in Bruchköbel nach Aufzeichnungen des Online-Portals „Vorsprung“ insgesamt 28 Infektionsfälle verzeichnet. 26 davon gelten inzwischen als geheilt, zwei Personen sind im Zusammenhang mit Corona verstorben. Der letzte der beiden Sterbefälle war am 21. Juni angezeigt worden. In Nidderau, der nahezu gleich großen Nachbarstadt, standen die Verhältnisse am Montag ähnlich: 25 Infektionsfälle waren seit dem März aufgetreten, alle gelten inzwischen als geheilt. In Erlensee wurden seit März bis letzten Montag 19 Infizierte gemeldet. 18 davon gelten als genesen, eine Person verstarb.

Die Zeit der extrem hohen Anstiege bei den Fallzahlen scheint also überwunden.

Auch im gesamten Landkreis wie sogar im dicht besiedelten Hanau stagnieren die Zahlen, abgesehen von vereinzelten Infektionsgeschehen, die das Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises allerdings schnell unter Kontrolle hatte. Tests und die Verordnung von Quarantäne auch für Kontaktpersonen sind jeweils die Maßnahmen.

Und dennoch – die Befürchtung des Auftretens einer „zweiten Welle“ von Neuinfektionen geistert immer wieder durch die Gazetten und Sender.

Auch in den sozialen Medien führt jede einzelne Fallmeldung zu angstvollen und bisweilen auch aggressiven Kommentaren. Meistens geht es um Beschwerden über angebliche mangelnde Disziplin beim Maskentragen und Abstandhalten. Jedoch zeigen die Erfolge beim Eindämmen der Infektionszahlen, dass sich die Bevölkerung im Großen und Ganzen doch offenbar recht gut an die Regeln hält.

Mit dem Start in die Urlaubszeit beginnt jedoch eine neue Phase, in welcher die Qualität der bisherigen Maßnahmen auf die Probe gestellt wird. Viele Bürgerinnen und Bürger fahren nämlich jetzt in andere Gegenden und Länder, an Strände und Seen. Besorgnis lösen vor allem Reisende aus, die aus Risikogebieten heimkehren, und dazu gehören derzeit immerhin rund 130 Länder. Wird das Infektionsgeschehen wieder Fahrt aufnehmen, wenn einzelne Personen von dort infiziert heimkehren? Womöglich tagelang nicht erkannt, unterwegs im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis? Diese Fragen treiben jetzt Landrat Thorsten Stolz (SPD) um.

In den vergangenen Tagen hat es, wie erwähnt, im Main-Kinzig-Kreis nur wenige neue Corona-Fälle gegeben. Aber es gibt bei den jüngsten Fällen eine Besonderheit: Von diesen seien „die meisten Infektionswege auf einen Reiserückkehrer aus Risikogebieten zurückzuführen“. Das gab der Landrat jetzt auf Facebook bekannt. Unter anderem hatte das Gesundheitsamt deswegen Schulklassen in Quarantäne geschickt, und in Biebergemünd sogar eine komplette Schule schließen lassen. Nicht mangelnde Disziplin beim Maskentragen der Daheimgebliebenen war demnach die Ursache dieser Infektionen, sondern es hat ein einzelner Reiserückkehrer das Virus zuhause weitergegeben. Zwar bekam das Gesundheitsamt die Fälle letztlich schnell in den Griff, aber Landrat und Gesundheitsamt sind beunruhigt.

Daher setzt der Main-Kinzig-Kreis jetzt eine striktere Gangart um.

Wer aus dem Urlaub oder von einer Geschäftsreise aus einem der rund 130 Risikogebiete zurückkehrt, sei es ein bestimmter Staat der USA, Serbien oder Iran, muss dem Gesundheitsamt nicht nur wie bisher die eigenen persönlichen Daten übermitteln. Zusätzlich muss der Heimkehrer ab jetzt auch die weiteren Mitglieder des eigenen Hausstandes melden, mit Angaben zu deren schulischer oder beruflicher Situation. Befinden sich Schul- oder Kindergartenkinder unter den gemeldeten Personen, oder eine Partnerin oder ein Partner, welche im medizinisch-pflegerischen Bereich arbeiten, gelte das Prinzip: Sicherheit geht vor, zum Schutze der Mitmenschen in den Einrichtungen. Für die Kinder könne das ein vorübergehendes Betreuungs- oder Schulbesuchsverbot zur Folge haben. Für die Angestellten in sensiblen Einrichtungen – also auch Erzieher und Lehrer – kann ein zeitweises Tätigkeitsverbot verhängt werden. Je nach Einrichtung können auch weitere Auflagen zum Schutz aller verfügt werden. „Uns geht es darum, die besonders sensiblen Einrichtungen, also Schulen, Kitas, Krankenhäuser und Pflegeheime, stärker zu schützen. Wir brauchen die größtmögliche Sicherheit, dass es in diesen Haushalten keinen Coronavirus-Infizierten gibt. Vorher dürfen Kinder und Jugendliche, auch keine Erzieher und Pfleger, so ohne weiteres wieder in ihre Einrichtung zurück“, betont Landrat Stolz seine Strategie, die zumindest für die Urlaubssaison festgelegt ist.

Das Vorgehen des SPD-Landrates ist auch als Kritik an der Schwarz-Grünen Landesregierung zu verstehen.

Der Main-Kinzig-Kreis wird nämlich mit seinen Vorschriften deutlich über die geltenden Vorgaben des Landes Hessen hinausgehen. Nach den Landesvorschriften müssen sich Urlauber oder Geschäftsreisende, die in Risikogebieten waren, zwar melden und vorsorglich häuslich isolieren. Das gelte jedoch nicht für deren Kinder und Partner im selben Hausstand, wenn sie nicht mitgereist sind, kritisiert der Landrat. Im Haushalt könnten sich Partner oder Kinder anstecken, und draußen weiter ihrem Alltag nachgehen. Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler betont hierzu, dass man gerade mit Blick auf den bevorstehenden Regelbetrieb nach der Ferienurlaubs-Saison früh ansetzen müsse: „Sonst bleibt von einem Regelbetrieb in Schulen, Kindergärten oder Horten vielerorts wenig übrig.“ Das geänderte Vorgehen des Kreises kann nach Einschätzung der Gesundheitsdezernentin Isolationsmaßnahmen für weitaus mehr Menschen verhindern, und viele möglichen Ansteckungen nach der Ferienzeit innerhalb der Einrichtungen vermeiden. Thorsten Stolz und Susanne Simmler bitten die Bevölkerung also um Verständnis für die neue Vorgehensweise des Landkreises.

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