1
Dez
2011

Erhebliche Verschiebungen erwartet

Vortrag zur demographischen Entwicklung

Bruchköbel – Im Bürgerhaus war in der vergangenen Woche Carsten Große Starmann von der Bertelsmann-Stiftung zu Besuch. Anlaß war das vierte Stadtgespräch des Stadtmarketing Bruchköbel. Zusammen mit Bürgermeister Maibach und dem Seniorenbeirat hatte man zu der Veranstaltung geladen. Der Bruchköbeler LET-Verlag, die Frankfurter Volksbank und die Bürgerhilfe förderten die Veranstaltung. Thema war die Demographischen Entwicklung. Unter den rund 100 Besuchern waren auch viele jüngere Mitbürger, die den Blick in ein Zeitfenster wagten: Wie wird sich der demografische Wandel für die Stadt Bruchköbel auswirken, welche Zahlen liegen dazu vor, welche Ansätze können Politik und Gesellschaft verfolgen, um der Entwicklung produktiv zu begegnen? In seinem Einleitungswort betonte der Erste Stadtrat Uwe Ringel, dass die demographische Entwicklung schon heute bei den städtischen Planungsvorhaben bedacht werden müsse. Immer weniger Einwohner müßten später für die Standards aufkommen, die heute vorhanden sind. Das Thema „Konversion“, also die Wandlung später nicht mehr notwendiger Liegenschaften und Einrichtungen in neue, sinnvolle Projekte werde in der Zukunft ein Thema werden.

Referent und Dipl.-Verwaltungswirt Starmann verfügt über langjährige Erfahrung als Leiter kommunaler Entwicklungsprojekte, und hier in der Betrachtung zukünftiger Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Deutschland werde bis 2030 rund 3% weniger Einwohner haben. Die Schrumpfung der Bevölkerungszahlen werde nicht einheitlich verteilt vonstatten gehen. Man erwartet beträchtliche Verschiebungen, was zu Anpassungsdruck ebenso in Regionen mit Zuzug wie auch in jenen mit vorhersehbarer Schrumpfung führen wird. Der Großraum München etwa wird als Zuzugsgebiet angesehen. Dorthin strömen die Menschen wegen der Attraktivität der Stadt, und wegen der guten Infrastruktur und den Arbeitsmöglichkeiten. Nahezu großräumig leerer wird es dagegen in den neuen deutschen Bundesländern (Ausnahme: Berliner Raum) und in einigen norddeutschen Regionen. Die Schrumpfung in Hessen wird ähnlich wie im Bundesdurchschnitt erwartet. Doch es gibt hier auch Zuzugsgebiete: Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt werden „Gewinner“ der Umschichtungen sein. Auch der Main-Kinzig-Kreis sieht einer mittleren Schrumpfung um 3% der Bevölkerung entgegen. Der Wandel dürfte sich zu Lasten der ländlichen Gebiete vollziehen. Und für Bruchköbel wird in 20 Jahren etwa ein Minus von 1240 Einwohner errechnet. Der Anteil älterer Menschen nimmt zu. „Bildungswanderer“, also jüngere Menschen mit Ambitionen, die in den Städten ein Studium beginnen und dort dann auch seßhaft werden, werden der Stadt den Rücken kehren. Aber auch manche älteren Menschen zieht es in die Städte, weil dort Angebote leichter erreichbar sind.

Was kann eine Kommune tun, um den Trend in die Alterung abzudämpfen? Der demographische Wandel, so Starmann, sein nicht nur Last, sondern auch eine Chance, sich zu entwickeln. So sei es wichtig, gute Bildungsangebote zu unterbreiten, damit Eltern auf ein verlässliches Umfeld für ihre Kinder vertrauen können und am Ort bleiben. Frauen müßten trotz Kindern die selbstverständliche Wahl haben, arbeiten gehen zu können. Entsprechend müssten die KiTa-Strukturen funktionieren. Das Bauen auf der grünen Wiese, die Entwicklung immer neuer Wohngebiete sei nicht mehr nötig. Auch sei nicht mehr klassische „Senioren“-Politik gefragt, sondern allgemein mehr bürgerschaftliches Engagement. „Die Bezeichnung ’Senior’ ist out“, so Starmann. Menschen wollten nicht als „Senioren“ angesprochen werden, sondern als aktive Mitbürger mit Fähigkeiten. Man solle also, statt „Seniorenpolitik“ zu betreiben, eine Kultur des aktiven Zugehens auf Mitbürger entwickeln. Menschen, die in den letzten Jahren ihres Berufslebens stehen, können so eine Perspektive für ein sinnvolles „danach“ in ihrer Kommune finden. Der Deutsche, so Starmann provokant, sitze im Schnitt 3 Stunden pro Tag vor dem Fernseher. Es sei also viel Potential für sinnvolle Tätigkeiten vorhanden.

(Archiv / veröff. im "Bruchköbeler Kurier" v. 1.12.2011)

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