1
Nov
2011

Neuausrichtung in der CDU?

Partei wählt am 7. November neuen Vorstand

Bruchköbel – Bei der anstehenden Jahreshauptversammlung des CDU-Stadtverbandes am 7. November steht die Neuwahl des Parteivorstandes an. Glaubt man, was aus der Partei heraus gemutmaßt wird, so dürfte es in der Führungsspitze zu einer personellen Neuausrichtung kommen. In der innerparteilichen Gunst scheint sich in den letzten Monaten der Roßdorfer Reiner Keim langsam, aber unwiderstehlich nach vorne geschoben zu haben. Einen Gegenkandidaten scheint es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu geben.

Der bisherige Parteivorsitzende Gerhard Rehbein war im Frühjahr von seinem Posten zurückgetreten - offiziell deswegen, weil er die Verantwortung für das dürftige Wahlergebnis der CDU bei der Kommunalwahl im März übernommen hatte. Seinem Rücktritt hatte jedoch eine besondere Note angehaftet. Denn Rehbein, der damals nicht nur CDU-Parteivorsitzender, sondern auch Magistratsmitglied war, hatte kurz vor der Märzwahl eine CDU-Wahlbriefaktion innerhalb des Rathauses losgezettelt, welche reichlich Proteste der SPD-Konkurrenz ausgelöst hatte. Sogar von Wahlanfechtung war damals die Rede gewesen. Angesichts anhaltender Beschwerden an die Adresse der CDU hatte Rehbein schließlich in einem Akt von Loyalität zur Partei die Aktion auf seine persönliche Kappe genommen. Rehbein trat damals nicht nur vom Parteivorsitz zurück, sondern verzichtete auch auf eine Wiederwahl in den Magistrat– und dies, obwohl er selbst trotz aller Negativschlagzeilen ein herausragendes persönliches Wahlergebnis eingefahren hatte.

Die von Rehbein hinterlassenen Lücken in Parteivorsitz und Magistrat hatten dann ein Personalkarussell in Gang gesetzt. Der seitherige CDU-Fraktionsführer Reiner Keim wechselte in den Magistrat - wie es heißt, damals auf ausdrücklichen Wunsch des Bürgermeisters Maibach. Dadurch wurde Keims Platz an der Fraktionsspitze für dessen bisherige Stellvertreterin Katja Lauterbach frei. Die fällige Neuwahl eines Rehbein-Nachfolgers im Vorsitz der Partei ließ man hingegen erst einmal bleiben. Die Parteispitze wird seither vom Stellvertreter-Tandem Guido Rötzler und Winfried Weiss verwaltet. Beide wären ebenfalls als Anwärter auf den Parteivorsitz denkbar und könnten durchaus zur Kandidatur antreten.

Reiner Keim, der momentan als kommender CDU-Parteivorsitzender gehandelt wird, ist ein Mann der eher bedächtigen Töne. Erstmals ins politische Rampenlicht geraten war er durch seine Bürgermeisterkandidatur in der Nachbarstadt Nidderau im Jahr 2002. Dort hatte er allerdings gegen SPD-Lokalmatador Schultheiß kräftig Lehrgeld zahlen müssen. Später, inzwischen Bruchköbeler Parlamentsführer der CDU, begann Keim eigene -um nicht zu sagen: eigensinnige- Akzente zu setzen. So hatte er vor zwei Jahren beim legendären Streit um die Biogasanlage den richtigen Riecher gehabt und sich von Anfang an gegen das Projekt ausgesprochen. Diese Haltung hatte er im Parlament sogar gegen seine eigenen Parteikollegen und den Kooperationspartner B90/Grüne durchgehalten. Seine CDU-Kollegen hatten im Verlauf der damaligen Diskussionswirren und öffentlich ausgetragenen Streitereien mal für, mal gegen die Biogasanlage votiert; Keim indes war in seiner Ablehnung standhaft geblieben. Aufgrund anhaltender Proteste stoppte schließlich der Bürgermeister das bereits laufende Planverfahren. Keim trat loyal zurück ins Glied und kostete seinen Triumph eher still und bescheiden aus.

Wenn Keim tatsächlich in das Amt des Parteivorsitzenden hineinkäme, könnte es dennoch pikant werden. Nur verhalten hörbar, aber jedenfalls nicht aus der Luft gegriffen sind Gerüchte, dass ihn irgendwann der erneute Griff zum Bürgermeisteramt reizen könnte. Schliesslich hat der gelernte Bahn-Manager solche Ambitionen schon einmal in Nidderau vorexerziert. Auf leisen Sohlen bereits im Magistratsamt angekommen, und nun vielleicht bald auf dem Parteivorsitz, steht Führungspersonen gewöhnlich das erste Vorschlagsrecht für den Fall zu, dass ein wichtiges Amt zu vergeben ist - zum Beispiel dasjenige des Bürgermeisterkandidaten. Die Wahl des Bürgermeisters steht in Bruchköbel wieder für 2013 an. Daraus ließe sich ein Timing entwickeln. Keim selbst will solche Ambitionen aber nicht bestätigen. Auch heisst es aus der Partei, dass Bürgermeister Maibach einer zweiten Amtszeit nicht abgeneigt sei. Das müsste solche Diskussionen eigentlich im buchstäblichen Keim ersticken. Aber die Regieführung des Stücks „Die CDU und ihre Bürgermeisterkandidaten“ ist in Bruchköbel ja bereits schon einmal nach ganz eigenen Gesetzen vonstatten gegangen.

(Archiv / veröff. im "Bruchköbeler Kurier" v. 1.11.2011)

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