5
Aug
2004

Neue Zusammenarbeit bei Mobilfunkplanung in Aussicht

FH Aschaffenburg soll Senderstandorte begutachten

Bruchköbel - Der erste Stadtrat Karl-Heinz Dziony hat gegenüber dem BK mitgeteilt, daß die Stadt für die Planung von Mobilfunksender-Standorten eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Aschaffenburg anstrebt. Von einer Kooperation mit dem bisher favorisierten Institut „Ecolog“ aus Hannover habe man inzwischen Abstand genommen. Mit dem „Ecolog“-Institut, das bekanntlich derzeit auch als Berater für die Stadt Maintal fungiert, habe man zwar informelle Gespräche geführt, jedoch ist es nie zu einer vertraglich fixierten Zusammenarbeit gekommen. Man habe sich in beiderseitigem „freundschaftlichem Einvernehmen“ voneinander getrennt, als klar geworden sei, daß „Ecolog“ zwar als beratender Partner eine gute Wahl sei, daß jedoch für die konkrete Standortplanung die Zusammenarbeit mit einer Institution gesucht werden müsse, die praxisorientiert arbeiten könne.

Aus verschiedenen Gesprächen mit Fachleuten und –institutionen sei die Fachhochschule Aschaffenburg als möglicher Partner hervorgegangen. Die Gespräche der Bruchköbeler Verantwortlichen mit der Fachhochschule (FH), die als Ingenieurtechnik-Schule auf den Gebieten Elektro- und Informationstechnik auch Beratungsdienstleistungen und Weiterbildungen anbietet, sind allem Anschein nach schon in einem fortgeschrittenen Stadium angelangt, denn Karl-Heinz Dziony zeigte sich im Gespräch sicher, daß der Magistrat zur nächsten Sitzung der Stadtverordneten, die im September stattfinden wird, dem Stadtparlament einen beschlußfähigen Antrag zur Genehmigung einer solchen Zusammenarbeit vorlegen könne.

Wenn der Auftrag zustande käme, würde er die Begutachtung der derzeitigen Standort-Situation vorsehen. Darauf aufbauend, können dann Standorte für neue Sendemasten genannt werden, die möglichst wenig Emissionseinfluss auf Wohnbebauung verursachen. Wie die Arbeit der FH jedoch im Detail aussehen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht festgeschrieben.

Bei der Begutachtung der derzeitigen Standorte steht besonders die Situation um den Sendemast am Sportplatz Süd im Blickpunkt des Interesses. Der Weiterbetrieb dieses Standortes ist auf Beschluss des Stadtparlamentes vor rund 2 Jahren gekündigt worden. Der Sendemast steht am Waldrand, wobei die Distanz zwischen dem Sender und der Wohnbebauung durch das dazwischen befindliche Sportplatzgelände vorgegeben ist. Ob eine Errichtung eines oder mehrerer alternativer Sender, zum Beispiel in Richtung der B45 oder nach Erlensee hin, wirklich Vorteile zeitigt, müssten letztlich Messungen und Berechnungen aufzeigen, die man sich nun offensichtlich aus der sich anbahnenden Zusammenarbeit erhofft. Insbesondere die Einhaltung des in 2001 durch das Stadtparlament beschlossenen 500 m–Abstandes zu jeglicher Wohnbebauung könne aber Probleme bereiten, weil die Abstände zu den Gemarkungen der Nachbargemeinden teilweise kleiner sind.

Der Magistrat habe in jedem Fall auch die Interessen der Bruchköbeler Handynutzer zu berücksichtigen, so der erste Stadtrat. Eine Lücke in der Flächenversorgung dürfe nicht entstehen. Die Stadt sei jedenfalls im Zugzwang, weil theoretisch bis zum 31.12.2004, dem Datum der Kündigung des Sendemastes am Sportplatz, ein alternativer Standort gefunden und auch errichtet sein müsse. Deshalb müsse das Stadtparlament im September die Kooperation auf den Weg bringen.

Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt...
Kommentar
von Jürgen Dick

Der Sylvestertag hat in diesem Jahr eine besondere stadtpolitische Bedeutung, weil mit diesem Datum in Bruchköbel sozusagen so etwas wie eine „Stunde der Wahrheit“ schlägt. Zu diesem Datum ist bekanntlich vor rund zwei Jahren, im Auftrag des Bruchköbeler Stadtparlamentes, der Mobilfunk-Sendemast am Bruchköbeler Sportplatz gekündigt worden. Seither steht eine abschliessende funktechnische Bewertung dieses Standortes aus, und – was vor allem den Sendemasten-Kritikern am Wichtigsten wäre – es ist bislang noch kein alternativer Standort in Aussicht, der nach deren Vorstellung mit größerer Distanz zur Wohnbebauung zu errichten wäre. Der Sendemast am Wald sollte allerdings nicht zum Zankapfel werden. Nicht die Tatsache seiner bloßen Existenz ist das Kriterium für eine Standortveränderung, sondern die tatsächlich messbare Belastung und die möglichen Alternativen, die sich bieten. Wenn man bedenkt, daß Vorgänge wie parlamentarische Beschlußfassungen, Bauanträge, Bauphasen bekanntlich ihre jeweilige Zeit beanspruchen, dann könnte der Zeitpunkt 31.12.2004 inzwischen ohnehin zu knapp bemessen sein.

Möglicherweise hat also der Magistrat mit dem Hannoveraner Institut „Ecolog“ Zeit verschwendet. Dennoch scheint man inzwischen durch eine Lernkurve hindurchgegangen zu sein – ein Prozess, der jedem tätigen Menschen zugebilligt werden muß. Man erhofft sich nun durch die Assistenz der nahegelegenen Ingenieurs-Fachhochschule Aschaffenburg praktisch umsetzbare Hilfe, die möglichst allen Interessen gerecht wird. Besonders bezüglich Letzterem darf man gespannt sein. Das Gesprächsklima zwischen Bruchköbels Mobilfunksender-Kritikern von der Initiative „ImoWoB“ und dem Magistrat ist in den letzten Monaten von hochgebirgsähnlichem Permanentfrost gekennzeichnet gewesen. Die neue Situation böte bei etwas gutem Willen die Möglichkeit, ein Stück von dieser Vereisung wenn nicht gleich ab-, so doch wenigstens anzutauen. Das könnte gelingen, wenn man die alten „Wir- haben- es- schon- damals- gesagt“- Geschichten hintenanstellt und sich zum Beispiel einmal wieder zu einem informellen Gespräch verabredet.

Letztlich wird aber entscheidend sein, daß durch die jetzt avisierte Kooperation mit der FH Aschaffenburg, die ja immerhin auch in barer Münze bezahlt wird, etwas Vorzeigbares erarbeitet wird.



(Archiv / Veröffentlicht im "Bruchköbeler Kurier" v. 5.8.2004)

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