13
Mrz
2008

Kirchturm-Standort unerwünscht

Meinung

Eine Streichung, kritisch betrachtet - Von Jürgen Dick

Bruchköbel. - Auf der Homepage der Stadt können interessierte Bürger seit einigen Tagen Teile des technischen Gutachtens der Firma „enorm“ mit den künftigen Mobilfunkstandorten einsehen. Überraschenderweise ist darin (Stand: 10.3.2008) gegenüber dem im Juni 2007 überstellten Gutachten eine Änderung vorgenommen worden. Aus einer Aufzählung in die engere Auswahl genommener Standorte wurde der Turm der Jakobuskirche nunmehr wieder entfernt.

Der Vorgang erscheint befremdlich. Denn die nüchterne technische Bewertung hatte doch gerade für den Kirchenstandort in seiner derzeitigen Senderbestückung eine Tendenz zur geringen Strahlenbelastung der Umgebung ermittelt. Der Sicherheitswert werde vom Kirchturmsender überhaupt nur unmittelbar am Standort selbst erreicht, in dessen Umgebung liege die Belastung prinzipiell darunter. Für alle anderen derzeitigen Standorte im Stadtgebiet solle dagegen ein Überschreiten des gewählten Sicherheitswertes in die Umgebung auftreten, zum Teil in Wohngebiete hinein.

Folgerichtig hatten Magistrat und Bauabteilung im Dezember den Kirchenstandort in die Liste geeigneter Orte für Sender aufgenommen und der Stadtverordnetenversammlung zum Beschluss vorgelegt. Bei der anschließenden Beratung im Ausschuss des Parlamentes am 12. Februar war dann von den Grünen überraschend ein Antrag auf Entfernung des Kirchturmstandortes gestellt worden. Dem folgte schließlich das Parlament am 4. März einstimmig, ohne Aussprache zu diesem Detail.

Der Vorgang erweckt den Eindruck, als solle der Kirchturmsender, nachdem sich die Ablehnung durch die Politik abzeichnete, nun auch nachträglich im technischen Gutachten vollends aussortiert werden. Die politisch motivierte Ablehnung des Kirchturmstandortes stellt dabei die eine Seite der Medaille dar. Die nachträgliche Löschung der Kirchturmoption im technischen Gutachten aber erscheint so, als sei das Gutachten, das eigentlich eine neutrale, technische Bestandsaufnahme darstellt und damit die objektive Grundlage für nachfolgende politische Entscheidungen bildet, in diesem Detail nachträglich dem politischen Befund angepasst worden.

Die Vorgehensweise erschwert die spätere Rückverfolgbarkeit von Entscheidungskriterien. Techniker, die mit dem Erstellen technischer Dokumentationen bewandert sind, wissen um solche Zusammenhänge. So wäre etwa aus dem auf der Homepage dargestellten Gutachtensauszug kaum mehr begründbar, warum eigentlich der Magistrat den Stadtverordneten im Dezember den Kirchturm als geeigneten Standort vorgeschlagen hat.

Hinzu kommt, daß die Stadtverordneten auch noch gegen einen GSM-1800-Sender im Stadtzentrum gestimmt haben, den das Gutachten eindeutig als notwendig erachtet. Auf der GSM-1800-Frequenz funktionieren zum Beispiel e-plus und O2-Telefone. Für die innerstädtische Versorgung auf dieser Frequenz bestehen Lücken, wenn im Stadtinneren keine solche zentrale Antenne vorgesehen ist. Deshalb hebt das Gutachten den Standort Hochhaus Innerer Ring dafür als besonders geeignet hervor, wie auf der Homepage-Version ersichtlich ist. Als Alternative dazu diskutiert es den Kirchturmstandort, der dann allerdings aufgerüstet und hinsichtlich der Emissionen neu berechnet werden müsste. Der Verzicht auf den Kirchenstandort könnte sich auch für den Fall als verfrüht erweisen, wenn die Eigner des Hochhauses gar keine Antenne auf ihrem Dach akzeptieren würden.

Das „politische“ Zerpflücken eines technisch begründeten Gesamtkonzeptes könnte sich jedenfalls kontraproduktiv auswirken, wenn gegenüber den Mobilfunkbetreibern irgendwann die technische Plausibilität und Konsistenz der neuen Bruchköbeler Standortplanung vertreten werden muss. – Auf der Homepage der Stadt kann man die Seiten unter „Wegweiser-Bauamt-Stadtplanung“ herunterladen.

(Artikel erschienen im "Bruchköbeler Kurier" v. 13.3.2008)

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