22
Mrz
2006

Warum junge Menschen wählen gehen sollten

Gedankensplitter zum Bruchköbeler Wahlsonntag

Nun, am Sonntag, ist es endlich soweit. Die Kommunalwahl 2006 wird ihren Lauf nehmen, und wir wollen hier, natürlich ohne noch im letzten Moment der einen oder anderen Partei eine Präferenz zu geben, ein wenig „brainstormen“ zu dem, was am Sonntag in unseren Wahlkabinen erfolgen wird.

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Da sind zum Einen die Wahlzettel. Sie werden entgegen früherer Gewohnheit an Umfang zugenommen haben. In Bruchköbel kann man 37 Stimmen vergeben, und für die Wahl des Kreistages sogar 87 Stimmen. Das hat Folgen. Man kann entweder wie gewohnt einer Partei seine Stimme geben, was unter geringem Zeitaufwand möglich ist. So wie früher eben.

Andererseits kann man seine Stimme verteilen und bestimmte Personen mit bis zu drei Teilstimmen bedenken. Das haben einige Kandidaten aus den Parteien erkannt, die zum Beispiel mit Anzeigen im „Bruchköbeler Kurier“ ganz gezielt zusätzlich zur „offiziellen“ Parteiwerbung auf ihre eigene Person aufmerksam machen. Darunter zum Beispiel Günter Maibach, der im Zuge der abgesagten Stadtratswahl zwischenzeitlich in seiner Partei in Ungnade gefallen war und dann doch noch auf dem 36. Platz der CDU-Liste wieder seine Aufnahme gefunden hat. Wer Günter Maibach ganz gezielt nach vorne bringen will, der kann ihm nach den neuen Regeln also bis zu drei Stimmen geben. Auch seine Parteikollegen Joachim Rechholz und Reiner Keim haben zusätzliche Anstrengungen in der Form individueller Wahlanzeigen unternommen, um zusätzliche Stimmen zu bekommen. Erst seit es die Regeln des Panaschierens und Kumulierens gibt, ist so etwas möglich.

Eigentlich haben die Parteien nämlich ihre Listen und damit auch die Rangfolge der Kandidaten festgelegt. Früher wählte man diese Liste wie geboten, oder man wählte eben die Liste einer anderen Partei. Heute kann man einerseits eine Partei ankreuzen, andererseits aber einzelne Namen auch anderer Parteilisten durch die Vergabe von bis zu drei Kreuzchen bevorzugen. Man kann auch bestimmte Personen zurückweisen, indem man einfach deren Namen durchstreicht.

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Zu Gast im Büro des Bruchköbeler Kurier war gerade eben der SPD-Kreisspitzenkandidat André Kavai. Na gut, dachten wir, ein Spitzenkandidat, Routinebesuch, will eine gute Erwähnung in der Presse, das Übliche eben. Aber im Laufe der Diskussion entwickelte sich dann doch ein recht interessantes Gespräch mit dem erst 27-jährigen „Jungspund“ Kavai, über das Wahlverhalten der unterschiedlichen Generationen.

Während die ältere Generation ihrer Wahlpflicht ohne Abstriche nachkommt, bröckelt es bei den Jüngeren. Einige schieben es auf das kompliziertere Wahlverfahren mit dem Panaschieren und Kumulieren. Andererseits ist das Gefälle gerade bei den jüngeren Jahrgängen erstaunlich. In Bruchköbel sollen zum Beispiel über 10% der Wähler Menschen über 70 Jahre sein. Deren Wahlbeteiligung wiederum liegt deutlich über dem Durchschnitt, Wählengehen ist in dieser Generation erste Bürgerpflicht.

Wenn nun demgegenüber die Jüngeren bei der Wahlbeteiligung unter dem Durchschnitt verbleiben, welches Signal wird damit an die Kommunalpolitiker gegeben? Als eigentliche Basis für ihre Wiederwahl werden die Politiker natürlich die ältere Generation ansehen, deren Wahlbeteiligung nämlich konstant hoch liegt. Auf diese Weise könnte sich im Laufe der Jahre eine Bevorzugung der Themen „älterer“ Wähler in die Politik eingebürgert haben. Das muss nicht schlecht sein. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass „jüngere“ Themen dann eben eher die Priorität B erhalten haben. Jedenfalls, wenn man die Entwicklung über längere Zeiträume betrachtet. Die gerade unter jüngeren Bürgern oft populäre Meinung, das „Wählen bringt ja doch nichts“, hätte sich somit als Schuss ins eigene Knie erwiesen. Der Gang zur Wahlurne bewirkt also möglicherweise nicht sogleich einen Politikwechsel, aber er setzt jedenfalls ein langfristig wirksames Zeichen.

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Die stabile Bruchköbeler Parteienlandschaft bringt es mit sich, dass Phänomene wie „Die Linke“ oder die „Freien Wähler“ in Bruchköbel keine Rolle spielen. Der Grund ist nicht so recht bekannt. Bruchköbel ist in der Hinsicht wohl wie ein Elefant: langsam und träge, aber dafür beständig.

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Ein Quell der Ungeduld, jedenfalls für alle Journalisten und Lokalreporter, ist angesichts des aufwendigen neuen Wahlverfahrens die lange Frist zwischen dem Schließen der Wahllokale und der endgültigen Auszählung der Stimmen. Dadurch sind die Wahlparties auch nicht mehr das, was sie mal waren. Es fehlen die Hochrechnungen. - Wir werden natürlich bemüht sein, zu unserem Redaktionsschluss so viel Information zum tatsächlichen Ausgang der Wahl zu erfahren wie möglich. Vielleicht ist das Bruchköbeler Wahlhelferteam ja auch ein besonders schnelles beim Auszählen. Andererseits will gut’ Ding nun mal seine Weile haben. Wenn wir also in der nächsten Ausgabe noch nicht komplett sind mit den Ergebnissen, dann werden wir es jedenfalls zumindest mit einer Prognose versuchen. Prognosen sind allerdings nur Prognosen. Für eventuelle Abweichungen entschuldigen wir uns also schon mal im Voraus.

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