24
Sep
2009

Bald neue Funktürme in Sicht

Aber Telekom akzeptiert Standortkonzept nicht

Von Jürgen Dick

Bruchköbel - Im Streit um die spannende Frage „Wer ist schuld am Rossdorfer Funkloch?“ gab es in der letzten Woche Neues. Die Stadt warf T-Mobile vor, sich zu spät um einen neuen Senderstandort bemüht zu haben. T-Mobile konterte mit dem Vorwurf an die Stadt, diese habe eine Baugenehmigung verzögert.

Erstmals bekräftigte nun mit der Telekom eine Mobilfunkfirma öffentlich, dass man sich nicht an das Bruchköbeler Standortkonzept gebunden fühlt. Das ohne Abstimmung mit den Mobilfunkfirmen erstellte Konzept widerspreche übergeordneten Vereinbarungen zwischen kommunalen Verbänden und Mobilfunkbetreibern. „Dass die Vorschläge des ENORM-Konzepts für die Betreiber nicht verbindlich sind, haben wir Herrn Ringel mehrfach mitgeteilt“, so die Firma in einer Stellungnahme an den BK.

Bis Ende des Jahres will nun T-Mobile einen weithin sichtbaren Mast auf die Anhöhe oberhalb des Wilhelm-Busch-Rings stellen, der Rossdorf versorgt. Das Grundstück habe man sich selbst gesucht. Der Stadtrat pocht jedoch darauf, dass T-Mobile dennoch faktisch auf den nicht weit entfernten Standortvorschlag der Stadt eingegangen sei.

Ein weiterer Funkturm soll auf der Anhöhe Fechenmühle/Kuhweg aufgerichtet werden. Auch dies hat wohl nur wenig mit der erhofften Akzeptanz des städtischen Standortkonzeptes durch die Mobilfunkfirmen zu tun. Vielmehr scheint ein gezieltes „Rosinenpicken“ hoch gelegener Standorte im Gange zu sein – mit bald sichtbaren Folgen für das Landschaftsbild.
Darüber hinaus treibt den Magistrat nun die Befürchtung um, dass für den zum Ende November gekündigten Sendeturm am Waldsportplatz kein rechtzeitiger Ersatz kommen könnte. Der 2 km weiter nördlich gelegene Fechenmühlen-Funkturm wird nun notgedrungen als Ersatz für die Versorgung von Brk-Süd dargestellt. Im Sinne der ursprünglichen Planung ist das nicht – für Süd waren ortsnähere Standorte vorgesehen.

Zweifel am Sinn des Bruchköbeler Mobilfunk-Projekts kommen beim Magistrat dennoch nicht auf. Man will sogar einen Schritt weiter gehen. Die neueste Idee ist nun, das Standortkonzept in die Regionalplanung Rhein-Main hineinschreiben zu lassen. Das würde zwar ebenfalls keine Rechtssicherheit einbringen. Fragen des Funknetzausbaues unterliegen Bundesrecht. Aber die Aussicht, den Regionalverband für die eigensinnige Bruchköbeler Standortplanung ins politische Geschirr zu spannen, ist wohl zu verlockend – selbst wenn ein Rohrkrepierer droht.

In den Details zeigen sich Fragwürdigkeiten: Das Hochhaus „Innerer Ring“ soll gegenüber dem Regionalverband als UMTS-Standort ausgewiesen werden, obwohl die Eigentümer vom Planer gar nicht gefragt worden sind. Genehmigte Standorte wie Jakobuskirche und der Sender in der Philipp-Reis-Straße werden hingegen als Bestand nicht einmal erwähnt, weil sie nicht in das „Sender-raus“-Konzept passen. Dabei macht der 2008 in Betrieb genommene Telekom-Sender im Gewerbegebiet Philipp-Reis-Straße ohnehin weite Teile des städtischen Konzeptes überflüssig – mehrere Mobilfunkbetreiber senden von dort bereits, die Versorgung weit in den Kern- und südlichen Bereich ist damit auf lange Zeit gesichert.

Diesen begrüßenswerten Fortschritt aber erwähnt der Magistrat mit keiner einzigen öffentlichen Verlautbarung. Schliesslich befindet sich der Sendeturm aus Sicht der Rathauspolitik quasi „illegal“ in dem Gewerbegebiet, weil er nicht Bestandteil der städtischen Planung war. Einzige Prämisse der Stadtspitze scheint zu sein, es der zweifelhaften „Sender-raus“-Ideologie in fast schon tragikomischer Weise recht machen zu müssen. Auch um den Preis des Ignorierens längst gegebener Fakten, und sogar um den Preis drohender Streitereien mit den am Ort investierenden Mobilfunkfirmen.

Der zähe Bruchköbeler Kampf gegen die angebliche „Mobilfunkgefahr“, er nimmt nunmehr weithin sichtbare Formen an. Für zentral gelegene, nicht sichtbare Sender in Kirchtürmen, die niemandem schaden, aber eben politisch nicht gewollt sind, sollen neue, hässliche Funktürme in den umliegenden Erholungszonen errichtet werden. Mancher mag sich inzwischen an die alten Geschichten aus Schilda erinnert fühlen.

(veröffentlicht im „Bruchköbeler Kurier“ vom 24.9.2009)

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