Das Versprechen
Es traf eine e-mail-Botschaft ein:
„Sehr geehrter Herr Dick,“, schrieb mir Julia S., nicht aus Bruchköbel, meiner Heimatstadt, „bei meiner Recherche im Internet bin ich auf Ihren Blog juergendick.twoday.net gestoßen. Sie schreiben sehr interessante Beiträge.“
Ich dachte: Ja. Endlich merkt einmal jemand etwas. Und: Genau das will der Mensch: Er will gesehen, beachtet, gelobt werden.
„Die große Themenvielfalt in Ihrem Blog ließ mich längere Zeit herumschmökern.“ Mir, dem Gelobten, wird es warm ums Herz. Ich rüste nun innerlich ab, mache mich bereit für den Empfang weiterer Streicheleinheiten. „Vielleicht haben Sie sich, oder Ihre Leser auch schon mal Gedanken über Zusatzversicherungen oder eine Altersvorsorge gemacht?“
Mein innerer Entspannungsprozess gerät unversehends ins Stocken. Aha. So also sieht modernes Marketing aus. Es paart sich neuerdings mit weiblicher Tücke. Den Zielkunden erst mit einer treffsicheren Schmeichelei aus seiner Deckung, praktisch aus seinem gesamten Charakterpanzer herauslocken - um ihm dann den Produkthinweis direkt ins weit geöffnete Herz hinein zu pflanzen!
Aber das ist noch nicht alles.
Julia S. versteht ihr Handwerk noch besser, als ich dachte. Sie überwindet meine sich wieder verfestigende Gefühlsbarriere erneut. Diesmal mit einem Versprechen: „Schauen Sie sich unsere Seite doch mal an. Wenn sie Ihnen gefällt, können Sie in Ihrem Blog einen kleinen Beitrag darüber veröffentlichen. Für Ihre Mühen würden wir uns natürlich mit einer Aufwandsentschädigung revanchieren.“
Ja, Julia S. kriegt es fertig. Sie hält mich an sich gefesselt. Ich lese weiter: „Für den Aufwand würden wir uns gerne mit einem Amazon-Gutschein im Wert von 30 Euro bedanken.“
Das ist er also. Der Raubtierkapitalismus. Zuckerbrot, Peitsche, Amazon-Gutschein. In dieser Reihenfolge. Das macht jeden schwach. Wir sind alle käuflich. Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles. Ich Armer. Ich ergebe mich in mein Schicksal. Ich werde diese Zeilen in meinen Blog setzen. Dann ist wieder Julia S. am Zug.
Gestehen muss ich, dass mich ihre Empfehlung der Seite http://www.versicherungsvergleich.org doch einige Zeit hat verbringen lassen in der Beschäftigung mit Versicherungsfragen. Man kann dort vergleichen, probieren, Ansprechpartner finden. Insofern hat Julia mich ein weiteres Mal gefesselt.
Ich glaube, sie versteht ihr Handwerk.
„Sehr geehrter Herr Dick,“, schrieb mir Julia S., nicht aus Bruchköbel, meiner Heimatstadt, „bei meiner Recherche im Internet bin ich auf Ihren Blog juergendick.twoday.net gestoßen. Sie schreiben sehr interessante Beiträge.“
Ich dachte: Ja. Endlich merkt einmal jemand etwas. Und: Genau das will der Mensch: Er will gesehen, beachtet, gelobt werden.
„Die große Themenvielfalt in Ihrem Blog ließ mich längere Zeit herumschmökern.“ Mir, dem Gelobten, wird es warm ums Herz. Ich rüste nun innerlich ab, mache mich bereit für den Empfang weiterer Streicheleinheiten. „Vielleicht haben Sie sich, oder Ihre Leser auch schon mal Gedanken über Zusatzversicherungen oder eine Altersvorsorge gemacht?“
Mein innerer Entspannungsprozess gerät unversehends ins Stocken. Aha. So also sieht modernes Marketing aus. Es paart sich neuerdings mit weiblicher Tücke. Den Zielkunden erst mit einer treffsicheren Schmeichelei aus seiner Deckung, praktisch aus seinem gesamten Charakterpanzer herauslocken - um ihm dann den Produkthinweis direkt ins weit geöffnete Herz hinein zu pflanzen!
Aber das ist noch nicht alles.
Julia S. versteht ihr Handwerk noch besser, als ich dachte. Sie überwindet meine sich wieder verfestigende Gefühlsbarriere erneut. Diesmal mit einem Versprechen: „Schauen Sie sich unsere Seite doch mal an. Wenn sie Ihnen gefällt, können Sie in Ihrem Blog einen kleinen Beitrag darüber veröffentlichen. Für Ihre Mühen würden wir uns natürlich mit einer Aufwandsentschädigung revanchieren.“
Ja, Julia S. kriegt es fertig. Sie hält mich an sich gefesselt. Ich lese weiter: „Für den Aufwand würden wir uns gerne mit einem Amazon-Gutschein im Wert von 30 Euro bedanken.“
Das ist er also. Der Raubtierkapitalismus. Zuckerbrot, Peitsche, Amazon-Gutschein. In dieser Reihenfolge. Das macht jeden schwach. Wir sind alle käuflich. Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles. Ich Armer. Ich ergebe mich in mein Schicksal. Ich werde diese Zeilen in meinen Blog setzen. Dann ist wieder Julia S. am Zug.
Gestehen muss ich, dass mich ihre Empfehlung der Seite http://www.versicherungsvergleich.org doch einige Zeit hat verbringen lassen in der Beschäftigung mit Versicherungsfragen. Man kann dort vergleichen, probieren, Ansprechpartner finden. Insofern hat Julia mich ein weiteres Mal gefesselt.
Ich glaube, sie versteht ihr Handwerk.
kewelforever - 2009/04/22 22:10