Mobilfunkantennen im Meinungsstreit
Podiumsdiskussion im Bürgerhaus
Bruchköbel – Der Magistrat hatte geladen, und rund 150 Bürger aus Bruchköbel wie auch Interessierte aus den Nachbargemeinden fanden sich ein zur Bürgerversammlung über das Pro und Kontra zu den Mobilfunkantennen. Schon seit einiger Zeit äußert sich eine vornehmlich aus Bewohnern der Rostocker/Gumbinnener Straße bestehende Gruppe kritisch über den auf dem Waldsportplatz aufgebauten Mobilfunk-Sendemast. Diese Anwohner haben Bedenken hinsichtlich der Radiowellenbelastung, die von dieser Station ausgeht. Mittlerweile befinden sich die Sendeantennen dreier Mobilfunkbetreiber auf diesem Mast.
Im Rahmen der auf Antrag der Grünen-Fraktion veranstalteten Podiumsdiskussion, die unter der Leitung vn Bürgermeister Klaus-Dieter Ermold statfand, erläuterte zunächst Dipl.-Ing. Volkmar Albrecht als Vertreter von e-plus die Technik der Sendestation am Waldrand, welche dafür bestimmt ist, vornehmlich den Kernstadtbereich zu versorgen.
Bernhard Steiger vom TÜV Mannheim stellte die Messergebnisse einer Serie von Radiowellen-Belastungsmessungen auf den Anwesen einiger angrenzender Anwohner dar. Dabei wurde die Feldstärke an bestimmten Stellen gemessen. Der höchste gemessene Spitzenwert wurde im 1.OG eines Anwohners festgestellt: mit ermittelten 0,8V/m lag dieser allerdings weit unter den geltenden Grenzwerten der Bundesimmissionsschutz-Verordnung, die je nach Netzart 1300 oder 1900 V/m betragen.
Aus dem Publikum wurde ob dieser Klassifizierung Kritik laut: einleuchtender sei die Einheit Watt/qm, mit der direkt der Wärmeeintrag auf eine bestimmte Fläche benennbar sei – die Feldstärkeeinheit V/m stelle demgegenüber eine abstrakte Größe dar. Noch anschaulicher sei, so der Referent Dr. Detlef Jung von der Uni Mainz, die Darstellung in Watt/ kg – hier könne direkt die Erwärmung eines (menschlichen) Körpers in Abhängigkeit von der gesendeten Leistung beschrieben werden.
Die Wirkung der Mobilfunk-Radiowellen bestehe einerseits in einer Erhöhung der Temperatur der Objekte im Sendefeld; zum anderen gebe es möglicherweise auch eine nicht-thermische Beeinflussung. Während die Temperaturerhöhung in extremen Fällen nachgewiesen worden sei, könne über die nicht-thermische Beeinflussung nur spekuliert werden. Auch epidemiologische Studien bieten nach den Worten von Dr. Jung derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse. So sei zwar im Jahr 1992 an einer englischen Sendestation ein signifikant hoher Wert an aufgetretenen Leukämiefällen festgestellt worden, aber nachträglich vorgenommene Untersuchungen in der Umgebung anderer Masten hätten keine Auffälligkeiten in dieser Richtung zutage gebracht.
Dr. Bornhausen, der an einem toxikologischen Institut der Uni München gearbeitet hat, berichtete über Tierversuche unter dem Einfluss hochfrequenter Felder, wie sie an Mobilfunk-Sendemasten auftreten. In diesen Versuchsreihen wurden trächtige Ratten bestrahlt und die Lernfähigkeit der Nachkommen wie auch einer nichtbestrahlten Kontrollgruppe verglichen. Das elektromagnetische Feld zeige auf die Lernfähigkeit der Tiere keinen negativen Einfluss – somit sei ein schädlicher Einfluss von Mobilfunk-Frequenzen auf die Entwicklung des tierischen Nervensystems nicht feststellbar.
Trotzdem hoben die Referenten Dr. Bornhausen von der Uni München wie auch Detlef Jung von der Uni Mainz hervor, daß vor allem im Umgang mit dem Handy selbst Vorsicht angebracht sei. Das Handy am Ohr liefere viel höhere Belastung als der Sendemast im Freien. So solle das Handy sparsam eingesetzt werden, wobei im Auto nur mit Außenantenne telefoniert werden solle. Wer das Handy nicht benutzt, solle es ausschalten. Schwangere sollten das Handy sparsam einsetzen und nicht am Gürtel tragen. An Kinder sollten Handys gar nicht gegeben werden.
Viele anwesende Kritiker, darunter mit Eduard Bernhard ein Vetreter des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), griffen die Argumente der anwesenden Wissenschaftler scharf an. So stehe mit der weiteren Errichtung von 50 bis 80 Tausend UMTS-Sendemasten die eigentliche Strahlenbelastung der ganzen Bundesrepublik erst noch ins Haus. Der Bürger werde durch die Sendemasten in Wohngebieten einer „Zwangsbestrahlung“ ausgesetzt. „Solche Masten gehören nicht in Wohngebiete hinein“, wurde gefordert, und bei der Genehmigung des Mastes am Waldsportplatz seien die Anlieger nicht gefragt worden. Die Bewohnerin eines Mietshauses aus Steinheim, auf welchem zwei Mobilfunkbetreiber ihre Antennen platziert haben, schilderte mehrere Fälle von psychischen und nervösen Erkrankungen, die nach Meinung der Bewohner auf die Sendeantennen zurückzuführen seien.
(Archiv / veröffentlicht im "Bruchköbeler Kurier" vom 22.2.2001)
Bruchköbel – Der Magistrat hatte geladen, und rund 150 Bürger aus Bruchköbel wie auch Interessierte aus den Nachbargemeinden fanden sich ein zur Bürgerversammlung über das Pro und Kontra zu den Mobilfunkantennen. Schon seit einiger Zeit äußert sich eine vornehmlich aus Bewohnern der Rostocker/Gumbinnener Straße bestehende Gruppe kritisch über den auf dem Waldsportplatz aufgebauten Mobilfunk-Sendemast. Diese Anwohner haben Bedenken hinsichtlich der Radiowellenbelastung, die von dieser Station ausgeht. Mittlerweile befinden sich die Sendeantennen dreier Mobilfunkbetreiber auf diesem Mast.
Im Rahmen der auf Antrag der Grünen-Fraktion veranstalteten Podiumsdiskussion, die unter der Leitung vn Bürgermeister Klaus-Dieter Ermold statfand, erläuterte zunächst Dipl.-Ing. Volkmar Albrecht als Vertreter von e-plus die Technik der Sendestation am Waldrand, welche dafür bestimmt ist, vornehmlich den Kernstadtbereich zu versorgen.
Bernhard Steiger vom TÜV Mannheim stellte die Messergebnisse einer Serie von Radiowellen-Belastungsmessungen auf den Anwesen einiger angrenzender Anwohner dar. Dabei wurde die Feldstärke an bestimmten Stellen gemessen. Der höchste gemessene Spitzenwert wurde im 1.OG eines Anwohners festgestellt: mit ermittelten 0,8V/m lag dieser allerdings weit unter den geltenden Grenzwerten der Bundesimmissionsschutz-Verordnung, die je nach Netzart 1300 oder 1900 V/m betragen.
Aus dem Publikum wurde ob dieser Klassifizierung Kritik laut: einleuchtender sei die Einheit Watt/qm, mit der direkt der Wärmeeintrag auf eine bestimmte Fläche benennbar sei – die Feldstärkeeinheit V/m stelle demgegenüber eine abstrakte Größe dar. Noch anschaulicher sei, so der Referent Dr. Detlef Jung von der Uni Mainz, die Darstellung in Watt/ kg – hier könne direkt die Erwärmung eines (menschlichen) Körpers in Abhängigkeit von der gesendeten Leistung beschrieben werden.
Die Wirkung der Mobilfunk-Radiowellen bestehe einerseits in einer Erhöhung der Temperatur der Objekte im Sendefeld; zum anderen gebe es möglicherweise auch eine nicht-thermische Beeinflussung. Während die Temperaturerhöhung in extremen Fällen nachgewiesen worden sei, könne über die nicht-thermische Beeinflussung nur spekuliert werden. Auch epidemiologische Studien bieten nach den Worten von Dr. Jung derzeit noch keine gesicherten Erkenntnisse. So sei zwar im Jahr 1992 an einer englischen Sendestation ein signifikant hoher Wert an aufgetretenen Leukämiefällen festgestellt worden, aber nachträglich vorgenommene Untersuchungen in der Umgebung anderer Masten hätten keine Auffälligkeiten in dieser Richtung zutage gebracht.
Dr. Bornhausen, der an einem toxikologischen Institut der Uni München gearbeitet hat, berichtete über Tierversuche unter dem Einfluss hochfrequenter Felder, wie sie an Mobilfunk-Sendemasten auftreten. In diesen Versuchsreihen wurden trächtige Ratten bestrahlt und die Lernfähigkeit der Nachkommen wie auch einer nichtbestrahlten Kontrollgruppe verglichen. Das elektromagnetische Feld zeige auf die Lernfähigkeit der Tiere keinen negativen Einfluss – somit sei ein schädlicher Einfluss von Mobilfunk-Frequenzen auf die Entwicklung des tierischen Nervensystems nicht feststellbar.
Trotzdem hoben die Referenten Dr. Bornhausen von der Uni München wie auch Detlef Jung von der Uni Mainz hervor, daß vor allem im Umgang mit dem Handy selbst Vorsicht angebracht sei. Das Handy am Ohr liefere viel höhere Belastung als der Sendemast im Freien. So solle das Handy sparsam eingesetzt werden, wobei im Auto nur mit Außenantenne telefoniert werden solle. Wer das Handy nicht benutzt, solle es ausschalten. Schwangere sollten das Handy sparsam einsetzen und nicht am Gürtel tragen. An Kinder sollten Handys gar nicht gegeben werden.
Viele anwesende Kritiker, darunter mit Eduard Bernhard ein Vetreter des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), griffen die Argumente der anwesenden Wissenschaftler scharf an. So stehe mit der weiteren Errichtung von 50 bis 80 Tausend UMTS-Sendemasten die eigentliche Strahlenbelastung der ganzen Bundesrepublik erst noch ins Haus. Der Bürger werde durch die Sendemasten in Wohngebieten einer „Zwangsbestrahlung“ ausgesetzt. „Solche Masten gehören nicht in Wohngebiete hinein“, wurde gefordert, und bei der Genehmigung des Mastes am Waldsportplatz seien die Anlieger nicht gefragt worden. Die Bewohnerin eines Mietshauses aus Steinheim, auf welchem zwei Mobilfunkbetreiber ihre Antennen platziert haben, schilderte mehrere Fälle von psychischen und nervösen Erkrankungen, die nach Meinung der Bewohner auf die Sendeantennen zurückzuführen seien.
(Archiv / veröffentlicht im "Bruchköbeler Kurier" vom 22.2.2001)
kewelforever - 2001/02/20 23:01