13
Mai
2007

Orientierung für das Leben – aber wie?

Interessante Diskussion beim Werteabend des EAK

Bruchköbel – Unter dem Titel „Orientierung für das Leben – Warum Werte Glauben brauchen“ hatte der Evangelische Arbeitskreis der CDU wieder ins Oberissigheimer Bürgerhaus eingeladen und konnte rund 200 Besucher begrüßen.

Als prominente Gäste konnte EAK-Vorsitzender Joachim Rechholz die Bischöfe Dr. Martin Hein von der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sowie Dr. Joachim Wanke vom Bistum Erfurt begrüßen. Beide stellten in kurzen Beiträgen ihre Positionen zum Thema dar.

Der Philosoph und katholische Theologe Dr. Joachim Wanke beschrieb „Werte“ als Überzeugungen, die nicht nur aufgrund einer rationalen Entscheidung, sondern auch mit emotionalem Engagement vertreten werden. Die interessante Frage bestehe für ihn darin, ob christliche Werte auch für Nichtchristen attraktiv sein können. Die meisten Werte eines Christen seien durchaus auch die Werte vieler anderer Menschen, jedoch, die Essenz christlichen Glaubens bestehe in einer Haltung, die sich in der Anerkenntnis ausdrücke, „unter seiner Herrschaft“ zu leben und zu agieren. Damit bekomme der Blick auf das Leid seinen besonderen christlichen Stellenwert.

Dennoch gebe es Brücken zu den Überzeugungen nichtreligiöser Menschen, die sich etwa in der Hochschätzung der Natur, der „Anerkennung des Mitmenschen als Meinesgleichen“, der Anerkennung der Würde des Menschen ausdrücken. Die Frage, wie Gesellschaft menschlich bleiben könne, sei durchaus auch ein Anliegen anderer Gesellschaftsgruppen.

Bischof Dr. Martin Hein versuchte, christliche Wertedefinition aus der Feststellung heraus zu geben, dass zunächst einmal der Mensch sein Leben „nicht aus sich selbst“ heraus innehabe, und dass er es auch nicht „für sich selbst“ lebe. Beide Ansichten bilden nach Hein die Basis für gelebte Solidarität, deren Kerngedanke an die christliche Nächstenliebe heranreiche. Daraus folge auch das christliche Eintreten gegen jede Form der Vermassung und Ent-Individualisierung des Menschen, was etwa Auswirkungen auf die christliche Haltung zu Fragen der Sterbehilfe habe.

Nach den Plädoyers der Bischöfe entwickelte sich unversehens eine spannende Diskussion.

Einzelne Beiträge aus dem Publikum, die das eindeutige Bekenntnis zur Bibel einforderten, wurden von den Bischöfen auf dem Podium nicht recht begrüßt. Es sei nicht angebracht, so Bischof Wanke, aus der Bibel direkte Anweisungen zur Gestaltung von Gesellschaft zu entnehmen. Diese vereinfachte Lesart der Bibel widerspreche der wissenschaftlich-theologischen Beschäftigung mit einer komplexen, archaischen Schrift, die ausgelegt werden müsse und dadurch erst zum lebendigen, nutzbaren Text werden könne. Wanke bekräftigte seine Ansicht mit der Aussage, dass ihm „ein denkender Atheist lieber sei als zehn verbohrte Altkatholiken“, ihm sei aber auch bewusst, dass die Gratwanderung zwischen Bibelfestigkeit und lebendiger Auseinandersetzung stete Sache der Christen sei.

Der evangelische Bischof Hein begrüsste die Bemühungen von Christen, eigene Einrichtungen wie etwa Schulen zu schaffen, weil hier christliches Engagement sichtbar werde und Früchte tragen könne. Dazu äußerte auch Bürgermeister Michael Roth, der zuvor schon in einer kurzen Begrüßungsansprache die Aussage „Holt Gott zurück in die Politik!“ unterstützt hatte, dass die Stadt Bruchköbel die Gründung der christlichen Schule Oberissigheim in ideeller Weise unterstützt habe und auch weiter Engagement in dieser Richtung zeigen wolle. „Auch da muss ich leider Wasser in den Wein gießen“, entgegnete ihm daraufhin Bischof Wanke. Die kirchliche Trägerschaft solcher Einrichtungen wie Kindergärten oder Krankenhäuser sei nicht das originäre Ziel christlichen Bemühens. Ein Krankenhaus etwa sei zunächst ein „Wirtschaftsunternehmen“. Christen sollten sich durchaus auch und gerade in nichtkirchlichen, öffentlichen Einrichtungen engagieren. Die Kirche sei nicht dazu angetreten, flächendeckend kirchliche Trägerschaften einzuführen und sich so aus der übrigen Gesellschaft zu entfernen. Es sei vielmehr sinnvoll, dass sich Christen mitten in die Gesellschaft begeben. Bischof Heim bekräftigte demgegenüber seine Ansicht, dass Christen mit eigenen Einrichtungen „Zeichen setzen“ sollten.

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