30
Mrz
2014

Zwei Jahre später

Absichten sind genannt, nun muss die Politik verbindlich werden

(Bruchköbel/jgd) - Am 28. März 2012 hatte die Verwaltung der Stadt zu einer Auftakt-Veranstaltung für eine 'Neue Mitte Bruchköbel' eingeladen. Damals waren vier weitere öffentliche Veranstaltungen angekündigt, in denen um Form, Größe und Inhalt diskutiert und durchaus auch gestritten werden sollte. Bekanntlich wurde aber dieser Prozess vom Parlament noch in 2012 abgebrochen.

Man feierte das Scheitern als Erfolg.

Am 25. März.2014, fast genau zwei Jahre später, stellte nun der Bürgermeister die ersten Ergebnisse der "Lenkungsgruppe" vor. Diese war nach dem Scheitern eingesetzt worden. Dort hatte man sich mit der Festlegung von Schwerpunkten der Entwicklung in der Stadt befasst. Erneut wurde das Gebiet der "Neuen Mitte" als dringender Bereich erkannt - auch wenn die Politik diesen Begriff heute lieber meidet. Engagierte Bürgerschaft und Handel haben aber schon seit 10 Jahren erkannt, dass Handlungsbedarf besteht. Deshalb erscheint es befremdlich, dass sich die politisch Handelnden in Bruchköbel dem dringenden Thema überhaupt so zaghaft nähern. Man präsentiert nun Gedankenspiele, die bereits mehrfach am Anfang aller Machbarkeitsüberlegungen gestanden haben.

Das Vorangehen in Trippelschrittchen hat wohl damit zu tun, dass die Gesellschaft immer mehr dazu neigt, Veränderungen zu beargwöhnen. Dann werden zum Beispiel wirtschaftliche Bedenken vorgetragen, welche sich aber doch ohnehin diejenigen machen, welche die Vorhaben mit eigenem Geld umsetzen: Investoren nämlich, ohne die solche Projekte gar nicht verwirklicht werden können. Warum also zerbrechen sich große Teile in der Politik den Kopf der Investoren? Statt lieber den Blick auf Chancen und Nutzen für Stadt und Bürger zu richten, wie es ihre eigentliche Aufgabe ist.
Veränderungen sind unausweichlich. Sie folgen Einsichten in Notwendigkeiten, und sind für das Erreichen von Fortschritt unabdinglich. Sonst würde die Bruchköbeler Verwaltung immer noch im alten historischen Rathaus arbeiten. Es ist mehr Offenheit und guter Wille zu Veränderungen nötig. Entscheidend ist der Erhalt der Attraktivität der Bruchköbeler Innenstadt. Auch den Bauernhof Wilhelmi hatte man seinerzeit ausgesiedelt, um ein neues Rathaus, mithin eine damalige 'Neue Mitte' zu bauen.

Inzwischen, 40 Jahre später, ist die Zeit schon lange gekommen, wieder einmal weiter zu denken. Können zeitgemäße Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt gehalten werden, das Angebot vielleicht sogar verbessert werden? Werden Ärzte als wichtiger Standortfaktor weiterhin zeitgemäße Flächen zur Anmietung finden können? Betrachtet man sich, welche Zweckbauten anderswo schon nach weniger als 40 Jahren niedergelegt werden (spektakulär in letzter Zeit: der Abriss des Frankfurter "Uni-Turms"), um mit der Entwicklung der Zeit Schritt halten zu können, dann erkennt man, dass Bruchköbel inzwischen hinterher hinkt. Die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe in der Stadtentwicklung ist die Konversion nur noch schwach genutzter Flächen. Man macht es sich zu einfach, wenn man stattdessen auf den Äckern immer weiter neues Bauland ausweist, und widerspricht auch den Grundsätzen des Bundesbaugesetzbuchs.
Die Politik muss dem Wunsch der Bürger nach urbanem Wohnen Rechnung tragen, muss die Innenstadt am Leben halten. Dazu muss bisweilen Altes erneuert werden, auch wenn der Gedanke daran unangenehm scheint. Hier muss die Politik stark sein und sich darum bemühen, für ihr Projekt, für die Zukunft zu werben - bei Bürgern und bei Investoren.

Wer lieber das jetzige Rathaus mit neuen Schulden sanieren will, sollte sich fragen, was sich dadurch für die Innenstadt verbessert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nichts! Wo also bleibt der Beschluss, sich von dem in die Jahre gekommenen Objekt Rathaus zu trennen und Platz für Neues zu schaffen? Würde die Politik dafür den Mut aufbringen, wäre alles möglich. Vor allem die Ladenzeile an der Hauptstraße könnte hübsch und einladend verlängert werden. Es käme neues Leben in die Innenstadt. Neue Mieter würden die leer stehenden Geschäfte besetzen. Der Einzelhandel würde sich aufwerten und vom Galgengarten differenzieren. Die Mieten dürften höher liegen. Discounter würden im Galgengarten bleiben.

Mit dem jetzt vom Bürgermeister präsentierten Konzept ist alles möglich. Aber es muss durch Beschlüsse im Parlament verbindlich werden. Nun ist die Zeit gekommen, dass professionelle Planer ans Werk gehen. In diesem Prozess dann die städtischen Mitspracherechte zu sichern, ist die wirkliche Herausforderung. Hierfür war die Verwaltung schon vor zwei Jahren sehr gut aufgestellt. Der damals beabsichtigte Investorenwettbewerb hätte dies gesichert und könnte es heute noch. Das wollte damals niemand hören, aus unterschiedlichen politischen Gründen. Seither ist die Innenstadt aber um zwei weitere Jahre gealtert. Es zeigen sich inzwischen Geschäftsleerstände, während man sich in Hanau, Nidderau, Erlensee, Langenselbold mutig und erfolgreich auf den Weg gemacht hat.

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